www.deutsches-marinearchiv.de  1935 - 1945  Letzte Änderung: 07.08.2006

Flugzeugträger

Die Entwicklungsgeschichte der Flugzeugträger in Deutschland

Mit der militärischen Nutzung des Flugzeuges beschäftigten sich die führenden Marinen bereits vor dem Ersten Weltkrieg mit dem Einsatz von Flugzeugen von Schiffen aus. Nur in Deutschland hatte man wenig Interesse, solche Flugzeugmutterschiffe zu bauen. Man vertraute auf die vielversprechenden Luftschiffe. Nach Kriegsbeginn 1914 wurden dann nur fünf Handelsschiffe und der Kleine Kreuzer Stuttgart für die Mitnahme von einigen wenigen Wasserflugzeugen ausgerüstet. Man versuchte, auch Torpedoboote mit Wasserflugzeugen auszurüsten. Die geringe Zahl der Flugzeuge auf allen Schiffen sowie die Einschränkung des eigentlichen Gefechtswertes ließen diese Versuche als wenig erfolgreich erscheinen. Die Planung von größeren Schiffen, wie dem Großen Kreuzer Roon oder größeren Handelsschiffen, wurde nicht mehr realisiert.

Nach dem Versailler Diktat von 1919 war Deutschland zunächst nicht in der Lage, zukunftsweisende Technologien auszuschöpfen. Der Bau von Flugzeugträgern war ganz verboten. Pläne für den Bau von Flugzeugmutterschiffen kamen somit nicht zur Ausführung. Während die übrigen großen Nationen moderne Flugzeugträger konzipierten, fehlte es Deutschland an erfahrenen Konstrukteuren. Darüber hinaus kamen andere politische Vorgaben. Während z.B. Großbritannien eine große und moderne Flotte benötigte, um sein Weltreich zu erhalten, mußte sich Deutschland erst einmal von den Fesseln des Versailler Vertrages befreien. Der Ersatz von veralteten kleinen und mittleren Einheiten zur reinen Verteidigung stand im Vordergrund. Später kam unter den Vorganben von Versailles mit den Panzerschiffen ein völlig neuer Schiffstyp, der die Fähigkeiten der deutschen Schiffsbauer unter Beweis stellte.

Die allgemeinen Vorbereitungen für den Bau eines Flugzeugträgers begannen 1934. Die Kiellegung des ersten Schiffes, der Graf Zeppelin, erfolgte 1937. 1938 folgte dann der Baubeginn für den Flugzeugträger B.
Von dieser offensiven Waffe sah der Z-Plan lediglich vier Einheiten vor. Die ersten beiden Flugzeugträger sollten 1940 bzw. 1941 fertiggestellt werden. Die nächsten beiden Schiffe waren erst für die Jahre 1946 und 1947 vorgesehen.

Zunächst war die Größe der Flugzeugträger auf 12.250 ts festgelegt worden. Diese Tonnage erhöhte sich allerdings durch nachträgliche Forderungen. Auch bei der Gewichtsschätzung mußte man korrigieren. Auch bei der Artillerie mußte man schließlich Abstriche hinnehmen, so daß das Gewicht um etwa 4.000 ts zunahm.
Ein weiteres Problem bestand in der Entwicklung geeigneter Trägerflugzeuge. Hier spielte das Konkurrenzdenken zwischen Luftwaffe und Marine eine wichtige Rolle. Die Luftwaffe forschte zunächst erst für ihre eigenen Belange. Die Interessen der Marine nach einer eigenen Seeaufklärung und der Trägerflugzeuge wurden nachrangig behandelt.

In einer Denkschrift der Seekriegsleitung vom 25.10.38 wurde die Aufgabe der Flugzeugträger in einem möglichen Krieg gegen England wie folgt definiert: Einsatz von Seeluftstreitkräften für die Zwecke der ozeanischen Seekriegsführung im taktischen Zusammenhang oder in Anlehnung an Kampfstreitkräfte der Kreuzerkriegführung. Aus dieser Hauptaufgabe resultierte die Forderung nach einer hohen Geschwindigkeit (34 kn). Die Bewaffnung sollte nicht auf einen Kampf mit feindlichen Großkampfschiffen ausgelegt sein. Sie sollte vielmehr zur Abwehr von Zerstörer- und Luftangriffen dienen.
Der Bau von größeren Trägern wurde bereits frühzeitig als unzweckmäßig verworfen. Statt dessen sollten die folgenden Bauten kleiner sein.

Als am 1.9.39 deutsche Truppen in Polen einmarschierten, war die Fertigstellung der Graf Zeppelin noch weit entfernt. Die deutsche Flotte war für einen großen Krieg nicht gerüstet. Nach den Kriegserklärungen von Großbritannien und Frankreich an das Deutsche Reich erschien die kleine deutsche Flotte als ein leichter Gegner für die beiden Großmächte. Das hatte zur Folge, daß bereits frühzeitig über Prioritäten diskutiert wurde. Den Flugzeugträgern kam dabei eine geringe Bedeutung zu.

Während des Krieges wurden verschiedene Studien ausgearbeitet. Auch über Flugdeckkreuzer und Hilfsflugzeugträger gab es Pläne. So sollte der Schwere Kreuzer Seydlitz, der bereits zum größten Teil fertig war, zum Flugzeugträger umgebaut werden. Auch der im Bau befindliche französische Leichte Kreuzer De Grasse sollte einen Umbau erfahren. Darüber hinaus existierten Pläne für den Umbau von Fahrgastschiffen: Die Europa, Gneisenau und Potsdam waren in der Planung. Über dieses Stadium kamen die meisten Umbaupläne aber nicht hinaus.
Die Pläne scheiterten aus mehreren Gründen. Die Marineführung hatte keine genauen Vorstellungen über den Einsatz dieser Schiffe. Hinzu kamen die begrenzten Werft-, Personal- und Rohstoffkapazitäten. Dem U-Boot-Bau wurde eine immer weiter steigende Priorität zuteil.
Auch die in Frankreich erbeuteten Flugzeugträgerpläne wurden nicht endgültig ausgewertet oder gar weiter verfolgt. Großadmiral Raeder hatte sich bereits 1940 sehr skeptisch über den Einsatz von Flugzeugträgern geäußert. Sein Nachfolger Dönitz setzte der Idee eines deutschen Flugzeugträgers bereits im Februar 1943, zu Beginn seiner Tätigkeit als Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, den Schlußpunkt.

Ob der Einsatz eines deutschen Flugzeugträgers viel gebracht hätte, darf bezweifelt werden. Ein Flugzeugträger hat auf den Weiten des Meeres oder bei Landungsoperationen auf Inseln seine Stärken. Hierfür ist aber eine gute Sicherung erforderlich, was den Verband vergrößert und ggf. verlangsamt. Das Risiko eines Ausbruches in den Atlantik war bereits 1941 viel zu groß (siehe z.B. Bismarck, Operation Rheinübung). Die Erfolgsaussichten eines solchen Einsatzes dürfte darüber hinaus als fraglich angesehen werden.
Betrachtet man die küstennahen Einsatzmöglichkeiten, so kämen die Ostsee oder das Nordmeer in Frage. Die Unterstützung der Ostfront von See her erfordert die Luftherrschaft, was bei den Kräfteverhältnissen nicht möglich gewesen wäre. Der Einsatz im Nordmeer hätte eventuell etwas bewirken können. Der Verlust der Scharnhorst und der Tirpitz lassen allerdings erahnen, daß der Erfolg begrenzt gewesen wäre.

Abschließend wäre also festzustellen, daß die wenigen Ressourcen bei anderen Schiffsklassen sinnvoller eingesetzt worden sind. Die Entscheidung von Dönitz, die Idee eines Flugzeugträgers ad acta zu legen, kann somit auch aus heutiger Sicht als richtig angesehen werden.

 


Weitere Informationen erhalten Sie über unseren Recherchedienst!


Weiterführende Literatur:

Gröner, Erich: Die Schiffe der deutschen Kriegsmarine und ihr Verbleib 1939-1945

Hildebrand, Hans H. / Röhr, Albert / Steinmetz, Hans-Otto: Die deutschen Kriegsschiffe

Israel, Ulrich H.-J.: Graf Zeppelin

Witthöft, Hans Jürgen: Lexikon zur deutschen Marinegeschichte

 

Diese Bücher erhalten Sie - soweit noch lieferbar - über unseren Bücher-Shop!
Gerne geben wir Ihnen weitere Buchempfehlungen!

 

Flugzeugträger Schiffsklassen 1935 - 1945 Hauptseite