www.deutsches-marinearchiv.de   Letzte Änderung: 07.02.2010

 

Schwerer Kreuzer

Blücher

 

 Bauauftrag  30.10.1934
 Kiellegung  15.08.1935
 Stapellauf  08.06.1937
 Indienststellung  20.09.1939 
 Bauwerft  Deutsche Werke Kiel
 Länge  205,9 m
 Breite  21,3 m
 Tiefgang  7,95 m
 Tonnage (max./stand.)  18.694 t / 14.475 ts
 Maschinenanlage  3 Satz Getriebe-Turbinen, 12 Wagner-Kessel
 Leistung  132.000 WPS
 Geschwindigkeit  32,5 kn
 Fahrbereich  6.800 sm bei 19 kn
 Panzerung  160 - 60 mm Türme
 150 - 50 mm Kommandoturm
 80 - 70 mm Panzergürtel
 50 - 20 mm Panzerdeck
 30 - 12 mm Oberdeck
 Bewaffnung  8 x 20,3 cm-Geschütze
 12 x 10,5 cm-Flak
 12 x 3,7 cm-Flak
 28 x 2,0 cm-Flak
 12 x 53,3 cm-Torpedorohre
 3 Arado Ar 196 - Bordflugzeuge
 Besatzung  1.380 Mann
 Kommandanten  20.09.39 - 09.04.40  Kpt.z.S. Heinrich Woldag
 Verbleib  09.04.40 im Ofotfjord vor Oslo gesunken

 


Namensherkunft:

Gebhard Leberecht von Blücher wurde am 16.12.1742 in der Nähe von Rostock geboren. Zunächst trat er in die schwedische Armee ein, bevor er im Jahre 1760 in die preußische Armee wechselte. 1770 quittierte er im Range eines Hauptmannes den Dienst und wurde 1787 als Major reaktiviert.

Bis 1801 hatte er es zum Generalleutnant gebracht. Er zeichnete sich gegen die Truppen Napoleons besonders aus. Ab 1913 führte Blücher die schlesischen Truppen gegen die französischen Besatzer. Er siegte u.a. bei Katzbach und in der Völkerschlacht bei Leipzig. In der Neujahrsnacht 1813/14 überschritt er bei Kaub den Rhein und schlug erneut die feindlichen Truppen. Für diese Erfolge wurde ihm der Fürstentitel verliehen und er hieß nun Gebhard Leberecht Fürst Blücher von Wahlstadt.

Bei den Soldaten wurde er nur "Marschall Vorwärts" genannt, da es ihm gelang, durch schnelle und gezielte Angriffe immer die Initiative auf dem Schlachtfeld zu behalten und dem Gegner seine Strategie aufzuzwingen.

Nach der Rückkehr Napoleons aus der Verbannung mußten die Preußen 1815 erneut ins Feld rücken. Bei Ligny erlitt Blücher zunächst eine Niederlage, löste sich aber geschickt vom Feind und konnte so seine Truppen neu formieren. Auch die Engländer waren inzwischen stark in Bedrängnis geraten. In der Schlacht bei Waterloo sagte Wellington: "Ich wollte es wäre Nacht oder die Preußen kämen!" Die Preußen kamen unter der Führung von Blücher noch rechtzeitig, so daß die französischen Truppen vernichtend geschlagen wurden. Das Schreckgespenst Europas, Napoleon Bonarparte,  war für immer besiegt.

Fürst Blücher von Wahlstadt starb am 12.09.1819 auf seinem Schloß Kriblowitz in Schlesien.

In vielen Städten wurden Denkmäler und Straßen nach Blücher benannt. Für seine außerordentlichen Erfolge wurde er mit dem Blücherstern ausgezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine extra für Blücher geschaffene Auszeichnung, mit der seine herausragenden Verdienste gewürdigt wurden.

 


Die Besatzung:

Die Besatzungen der Schweren Kreuzer der Admiral Hipper-Klasse bestanden aus insgesamt 1.380 Mann. Wie viele Mann am 9.4.40 zur eigentlichen Besatzung gehörten, läßt sich nicht mehr klären, da der Kampfgruppenführer mit seinem Stab an Bord war. Auch gibt es unterschiedliche Angaben bzgl. der gefallenen Soldaten. Insgesamt waren es aber nicht mehr als 1.220 Marinesoldaten, also weniger als die nominelle Besatzung. Das kann einerseits damit zusammenhängen, daß sich die Blücher im April noch in der Ausbildungsphase befand. Andererseits wurde Platz für die Einschiffung der Heeressoldaten benötigt.

Kommandant: Heinrich Woldag + 17.04.40 bei Flugzeugabsturz im Oslofjord
I.Offizier: FKpt. Erich Heymann später I.Offz. Gneisenau
I. Artillerieoffizier: KKpt. Kurt-Eduard Engelmann + 15.03.43 als Kdt. U 163
II. Artillerieoffizier: KLt. Hans-Erik Pochhammer + 09.04.40 auf Blücher gefallen
III. Artillerieoffizier: KLt. Hagena
FlaMWOffz.: OLt.z.S. Schürdt 09.04.40 schwer verwundet
Art.-technischer Offz.: OLt.z.S. Markworth
Leitender Ingenieur: FKpt.(Ing.) Dipl.-Ing. Karl Thannemann + 27.5.41 auf der Bismarck
E-Ingenieur: KKpt.(Ing.) Helmut Karbe
1.Leckwehr-Offz.: KLt. (Ing.) Freiherr von Engelhardt-Bergeshof
Navigationsoffizier: KKpt. Ernst Gruber (bis 01.40)
KKpt. Hugo Förster (ab 01.40)
Verwaltungsoffizier: KKpt. Ramm
E-Meß-Offizier: KLt. Knappe
Bordnachrichten-Offz.: KLt. Walter Pommerehne
Adjutant: KKpt. Kurt Zoepfel
OLt.z.S. Frhr. von Freyberg (ab 4.40 Adj.d.Kdt.)
Ärzte: Marineoberstabsarzt Dr. Korth
Marinestabsarzt Dr. Günther

Der Kommandant:

Kapitän zur See Heinrich Woldag  ( 19.10.1892 - 17.04.1940 )

Heinrich Woldag wurde am 19.10.1892 in Rohrsheim bei Magdeburg geboren. Die Beförderung zum Kapitän zur See erfolgte am 1.10.37. Bevor er im September 1939 das Kommando über die Blücher übernahm, leitete er die Schiffsartillerieschule. Woldag war bei seiner Besatzung wegen seiner menschlich-kameradschaftlichen Art sehr beliebt. Dieses wirkte sich sehr motivierend auf die Männer aus. Beim Untergang der Blücher verließ er als Letzter das Vorschiff. Er organisierte dort die Rettung der eingeschifften Heeressoldaten sowie der Besatzung. Er überlebte sein Schiff nur um wenige Tage. Nach einem Besuch in Berlin, bei dem er die Umstände des Untergangs erläutern sollte, stürzte seine Ju 52 aus ungeklärten Umständen in den Oslofjord - unweit der Untergangsstelle seines Schiffes.

 


Geschichte des Schiffes:

Der "Kreuzer G" sollte als Ersatz für den Kleinen Kreuzer Berlin dienen. Dieses Schiff wurde am 4.4.1905 in Dienst gestellt und beendete seine Dienstzeit am 27.3.29. Die Berlin verblieb zunächst ohne Verwendung in Reserve.  Ab 1935 diente es als Wohnschiff.

30.10.34  Erteilung Bauauftrag
15.08.35  Kiellegung
08.06.37  Stapellauf
06.09.39  Probefahrt
18.09.39  Abnahmefahrt
20.09.39  Indienststellung
30.03.40  Vorzeitiges Ende der Erprobung

 


Die Verluste

Die genaue Zahl der Toten wird wohl nie ermittelt werden. Offiziell sollen 125 Marinesoldaten und 195 Heeresangehörige gefallen sein. Die Zahl der Geretteten wird mit 1.025 (Marine -> KAdm. Kummetz, Kpt.z.S. Woldag, 38 Offiziere und 985 Unteroffiziere und Mannschaften) und 528 (Heer) angegeben. Demzufolge hätten 1.873 Mann an Bord sein müssen.

Insgesamt wurden nach anderen Angaben 576 Leichen geborgen. Keiner weiß, wie viele Tote sich noch im Rumpf befinden.

Nach der Divisionsgeschichte der eingeschifften 163.Infanteriedivision sollen 528 Mann gerettet und 122 gefallen sein. Diese Zahl wird in manchen Publikationen als Totenzahl angegeben. Hier besteht eine Differenz zu den offiziellen 195 Heerestoten. Da aber noch andere Teile eingeschifft waren, die nicht zur 163.InfDiv. gehörten, scheint die Zahl 195 realistischer zu sein, obwohl die Zahl der Geretteten übereinstimmt.

 


Die Verantwortung für den Untergang und die Verluste

Nach dem Untergang des modernsten Kreuzers kamen Diskussionen auf, ob die Versenkung vermeidbar war und wer ggf. für den Untergang die Verantwortung trug. Zunächst kann festgestellt werden, daß die Verantwortlichen vor dem Passieren der Dröbak-Enge davon ausgehen mußten, daß es keinen Überraschungsangriff geben würde. Die Norweger waren durch die vorgegangenen Ereignisse gewarnt. Die gelöschten Leuchtfeuer waren dafür ein Indiz. In dieser Situation schlug Kpt.z.S. Woldag dem Kampfgruppenbefehlshaber KAdm. Kummetz vor, ein weniger wichtiges Schiff zur Erkundung vorzuschicken. KAdm. Kummetz lehnte dieses jedoch ab und drang mit der Blücher an der Spitze durch die Dröbak-Enge. Auch der Vorschlag von Woldag, mit großer Geschwindigkeit durch das gefährlichste Teilstück zu fahren und nach beiden Seiten auf die Geschützbatterien zu feuern, wurde von Kummetz abgelehnt. Statt dessen kroch der Kreuzer mit 4 bis 7 kn den Norwegern vor die Rohre und bot somit selbst für die nicht voll ausgebildeten Soldaten ein leichtes Ziel. Die Geschwindigkeitserhöhung nach Feuereröffnung kam zu spät. Nach dem baldigen Ausfall der Maschinen hatte der Kommandant keine Möglichkeiten mehr, den Untergang zu verhindern.

Weitere Diskussionen kamen auch hinsichtlich der Opferzahl auf. Das Fehlen von Schwimmwesten war auf die Geheimhaltung bei der Einschiffung zurückzuführen. Durch den Brand mittschiffs wurden die meisten Rettungsmittel (Schwimmwesten, Boote, Rettungsinseln u.s.w.) beschädigt oder ganz zerstört. Unter den katastrophalen Umständen hätte die Opferzahl noch höher sein können, wenn nicht fast alle Ruhe und Übersicht behalten hätten. Die Abgabe von den eigenen Schwimmwesten an die Heeressoldaten waren keine Einzelfälle. Viele Besatzungsangehörige haben dadurch ihr Leben riskiert, um den Kameraden eine Überlebenschance zu geben. GenMaj. Engelbrecht lobte dieses Verhalten ausdrücklich.

 


Der Einsatz der Besatzung nach dem Untergang

Kapitän zur See Heinrich Woldag überlebte sein Schiff nur um wenige Tage. Nach dem Untergang flog er zunächst nach Berlin zur Berichterstattung. Bei seinem Rückflug nach Oslo stürzt seine Maschine am 17.4.40 in der Nähe der Blücher-Untergangsstelle ab.

Ein kleiner Teil der Blücher-Besatzung wurde nach dem Untergang nach Deutschland zurückbeordert. Der größte Teil kam aber in Norwegen zum Einsatz. Zunächst galt es, die erbeuteten norwegischen Kriegsschiffe zu bemannen. 
Außerdem mußten die Geschützstellungen im Oslofjord besetzt werden, da evtl. mit britischen Aktionen gerechnet werden mußte. Die Festung Oscarsborg wurde von KLt. Bloomfield, KLt. Knappe und 150 Mann übernommen, die 15-cm-Batterie bei Dröbak übernahm OLt.z.S. Kühn. Die Berg-Batterie Hauoy wurde Lt. (Ing.) Anders unterstellt.
KKpt.(Ing.) Helmut Karbe und KLt. Walter Pommerehne wurden dem Stab des Kommandierenden Admirals Norwegen zugeteilt. Pommerehne wurde am 17.4.40 dann Stützpunktleiter Oslo. Als Hafenkommandant von Oslo wurde zunächst der NO, KKpt. Hugo Förster, eingesetzt. Abgelöst wurde er am 15.4. durch Lt.z.S. Bodenstein.
Den Stützpunkt Larvik leitete zunächst KLt. (Ing.) Freiherr von Engelhardt-Bergeshof.

 


Die Blücher - noch heute eine tickende Zeitbombe!

Die Blücher liegt noch heute in etwa 90 m Tiefe. Das Heck liegt auf einem Felsen, etwa fünf Meter höher als der Rest. Aus diesem Grund droht langfristig ein Auseinanderbrechen des Schiffes. 
Das Wrack wurde 1949 von der norwegischen Regierung an Einar Hövding für 10.000 Kronen (damals ca. 6.000 DM = 3.000 Euro) verkauft. Hövding hatte die meisten Schiffswracks des Krieges in den norwegischen Gewässern gekauft, um diese auszuschlachten (u.a. auch die Tirpitz).  1951 wurden die drei Schrauben (ca. 40 t Bronze) gehoben. Eine komplette Bergung kann wegen einer drohenden Ölkatastrophe nur erfolgen, wenn das Schiff in seiner Gesamtheit gehoben wird. Zur Bergung des Schiffes wurden daher verschiedene Initiativen ins Leben gerufen, u.a. von Deutschland aus. Sämtliche Vorhaben scheiterten entweder an den finanziellen Mitteln oder der unberechenbaren Figur des Eigentümers. Verschiedene Aktionen standen schon vor dem Beginn, als Hövding weitere Forderungen stellte oder juristische Tricks einsetzte. Auf diese Art und Weise wurden Millioneninvestitionen in den Sand gesetzt.
Festzuhalten bleibt auch, daß norwegische und deutsche Behörden kein Interesse zeigen, daß das Wrack gehoben werden soll.

Anfang der 90er Jahre betrug die Menge des auslaufenden Öls rund 50 Liter pro Tag. Daraufhin wurde 1994 eine Aktion gestartet, um wenigstens einen Teil des Öls aus dem Wrack zu pumpen. 133 Treibstofftanks wurden angebohrt und Öl abgesaugt. Die Löcher wurden anschließend verschlossen, damit die Reste nicht austreten können. 47 Tanks blieben jedoch gefüllt, da die Felsen ein Absaugen nicht zulassen. Auf diese Art und Weise konnten rund 1.000 t Öl geborgen werden. Der Verkaufserlös konnte einen großen Teil der Kosten decken. Nach einer Reinigung dienten 200 Liter z.B. dazu, daß der 1909 gebaute Museumsdampfer Kysten 1 über ein Jahr lang Gästefahrten im Oslofjord durchführen konnte.

Am 9.11.1994 konnte ein norwegisches Team die intakte Arado Ar 196, die den verheerenden Brand im Mittelschiff überstanden hatte, heben. Sie steht heute als einziges Original dieser Baureihe im Luftfahrtmuseum Stavanger.

Am 29.11.1970 forderte die Blücher noch ein weiteres Todesopfer. Erik Lunde, der norwegische Chefredakteur der Zeitung Aftenposten, starb bei einem Tauchunfall am Wrack.

 


Weiterführende Literatur:

Binder, Frank / Schlünz, Hans H.: Schwerer Kreuzer Blücher, Ullstein, Frankfurt/M., 1996

Koop, Gerhard / Schmolke, Klaus-Peter: Die Schweren Kreuzer der Admiral Hipper-Klasse, Bernard & Graefe Verlag, Bonn, 1992

Breyer, Siegfried: Die Schweren Kreuzer der Kriegsmarine, Podzun-Pallas Verlag, Wölfersheim, 1999

Hildebrandt, H.H. / Röhr, A. / Steinmetz, H.-O.: Die deutschen Kriegsschiffe, Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg

Koop, Gerhard / Schmolke, Klaus-Peter: Vom Original zum Modell - Schwere Kreuzer Admiral Hipper, Blücher und Prinz Eugen, Bernard & Graefe Verlag, Bonn, 1992

Lochner, R.K.: Als das Eis brach, Heyne, München 1983

Whitley, Mike, J.: Deutsche Kreuzer im Zweiten Weltkrieg, Motorbuchverlag, Stuttgart, 2001

Witthöft, Hans Jürgen: Lexikon zur deutschen Marinegeschichte, Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1977


Weiterführender Link:

http://www.members.aol.com/rkolmorgen/index.html

 

Schwere Kreuzer alphabetisches Verzeichnis Hauptseite