www.deutsches-marinearchiv.de | Marine seit 1990 | Letzte Änderung: 26.10.2010 |
Weisung 2010
Inspekteur der Marine
Jährliche Weisung Marine 2010
(JaWeM 2010)
Jährliche Weisung Marine 2010
(JaWeM 2010)
1. Einleitung
(1)
Es zeichnet sich ab, dass wir beim Erhalt und bei der Weiterentwicklung dermaritimen Fähigkeiten der Bundeswehr Rückschritte hinnehmen müssen.
Gleichwohl gilt es, an den grundsätzlichen Zielen der Transformation der
Bundeswehr weiterhin festzuhalten. Der Kurs für die Weiterentwicklung der Marine
ist mit den Konzeptionellen Grundvorstellungen „Die See als Basis für
streitkräftegemeinsame Operationen“ (KGv Basis See) und der Zielvorstellung
Marine 2025+ (ZVM 2025+) richtig abgesteckt.
(2)
Nun müssen Personal und Material im Fokus stehen, um die Voraussetzungenfür die Einsatzbereitschaft der Marine zu erhalten bzw. zu schaffen.
(3)
Es sind aber auch die Konsequenzen anhaltender Ressourcenengeaufzuzeigen, Alternativen und Priorisierungen für die Aufgabenwahrnehmung zu
entwickeln sowie weitere Optimierungsmöglichkeiten zu untersuchen.
2. Absicht
(4)
Die Wettbewerbsfähigkeit der Deutschen Marine in der Nachwuchsgewinnungund Personalbindung als Grundlage der personellen Einsatzfähigkeit ist zu
erhalten.
(5)
Dabei ist auch die Kompetenz der Marine für Forderung, Bewertung,Durchführung und Qualitätssicherung im Beschaffungsgang Material und im
Betrieb zu erhalten und – wo nötig – auszubauen.
(6)
Die Marine wirkt bei der Umgestaltung des Logistischen Systems derBundeswehr mit, wozu die logistischen Zielvorstellungen streitkräftegemeinsam und
marineintern zu synchronisieren und auf Basis der Einzelkonzeption Einsatzlogistik
der Marine vom August 2009 in konzeptionellen Folgedokumenten niederzulegen
sind.
(7)
Die in der ZVM 2025+ gezogenen Folgerungen sind zügig und umfassendumzusetzen, um die Regeneration der Flotte und die effiziente Bereitstellung
maritimer Fähigkeiten in allen Fähigkeitskategorien im streitkräftegemeinsamen
Ansatz sicherzustellen.
(8)
Aus den KGv Basis See sind weitere, streitkräftegemeinsame Aussagen für diePlanung künftiger maritimer Fähigkeiten und Mittel der Bundeswehr detailliert
abzuleiten. Die KGv zur Maritimen Sicherheit (MarSichh) sind abschließend zu
erarbeiten, um eine bundeswehrgemeinsame Position in die ressortübergreifende
und multinationale Zusammenarbeit einzubringen.
3. Ziele und Maßnahmen
Nachwuchsgewinnung und Personalbindung
(9)
Für den Erhalt der personellen Einsatzfähigkeit sind die Attraktivität desDienstes und ganz besonders die Dienstzufriedenheit und Motivation der
Soldatinnen und Soldaten bestimmend. Neben den im AU 1/500 aufgezeigten
Gestaltungsmöglichkeiten zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und
Dienst kommt einer strikteren Begrenzung der individuellen Abwesenheitsbelastung
besondere Bedeutung zu.
Bei allen längerfristigen Planungen der Marine sind Spielräume zu schaffen, welche
die personelle Durchhaltefähigkeit und die Vereinbarkeit von dienstlichen
Erfordernissen und privaten Interessen verbessern. Für die Kompensation
familienbedingter Abwesenheiten gilt es, einen regenerativen Vorhalt zu schaffen.
Für alle Einheiten der Marine sind Maßnahmen zu entwickeln und voranzutreiben,
die einen Beitrag zur Reduzierung von Abwesenheiten leisten können. Dabei sind
auch innovative Ansätze zu verfolgen, Mehrbesatzungskonzepte und
stützpunktnahe einsatzorientierte Ausbildung sind einzubeziehen.
(10)
Bei der Weiterentwicklung der Organisation der Marine sind diestrukturbestimmenden Grundlagen zu erarbeiten. In einem ersten Schritt sind
insbesondere die Besatzungsstrukturen der schwimmenden Einheiten zu
untersuchen und ggf. alternative Besatzungskonzepte zu entwickeln. Ziel muss
sein, die operative Verfügbarkeit der Einheiten bei angemessener
Abwesenheitsbelastung sicherzustellen. Die Realisierung der Stützpunktnahen
Einsatzorientierten Ausbildung der Marine (SEAM) ist ein wesentliches Element zur
Weiterentwicklung der Ausbildung. In Folgeschritten ist die Gesamtstruktur der
Marine anzupassen. Darüber hinaus ist die Entwicklung von Werdegangsmodellen
und eine Neuordnung der Offizierausbildung voran zu treiben.
(11)
Für die Fregatten F 125 ist ein Ausbildungskonzept zu entwickeln, das denAspekten Zwei-Besatzungen und Intensivnutzung Rechnung trägt.
Kompetenzerhalt der Marine für Material und Betrieb
(12)
Im Projekt Marinehubschrauber sind weiterhin alle Maßnahmen zu ergreifen,die die Indienststellung eines den Anforderungen der Marine entsprechenden
Bordhubschraubers in engem zeitlichen Zusammenhang mit dem Projekt Fregatte
Klasse F 125 ermöglichen.
(13)
Dem Ziel des Kompetenzerhalts dient auch die Entwicklung eines BasisFührungs- und Waffeneinsatzsystems (Basis-FüWES), dessen abschließende
funktionale Forderung bis Anfang 2011 erarbeitet wird. Zugleich sollen die
Einsatzbereitschaft vorhandener und künftiger Waffensysteme erhöht und die
Kosten für Systempflege und -änderung gesenkt werden. Vergleichbar dem
Vorhaben Basis-FüWES ist die Möglichkeit eines klassenübergreifenden Basis-
Plattformsystems für künftige Einheiten zu prüfen.
(14)
Insgesamt ist durch interne Optimierung eine schrittweise Weiterentwicklungder Waffensystemunterstützung unter Berücksichtigung des gesamten
Lebenszyklus anzustreben, um die für den Betrieb der Flotte erforderlichen
Leistungen zuverlässig und kontinuierlich sicherzustellen. Ziel ist es, die Effektivität
und Effizienz zu steigern.
Es sind daher Maßnahmen zu erarbeiten, mit denen die Materialerhaltung
einschließlich der System-/Softwarepflege und -änderung den heutigen
Rahmenbedingungen angepasst wird. Dies erfordert auch eine intensivere
Zusammenarbeit mit dem BWB und dem Marinearsenal.
Im Bereich HERKULES ist es das Ziel, den Rollout der BWI in einem konzertierten
Ansatz zu unterstützen. Dazu sind die Rollout-Unterstützungsteams mit Vorrang
personell auszustatten. Außerdem ist der Einsatz und Betrieb des IT-Systems der
Bundeswehr im streitkräftegemeinsamen Ansatz zu modernisieren und nach
international bewährten und allgemein anerkannten Standards auszurichten.
(15)
Das Controlling in der Marine ist im Hinblick auf die Verbesserung vonEffektivität und Effizienz in der Leistungserstellung gezielt weiterzuentwickeln und
dort zu stärken, wo ein ausreichend hohes Maß an Ressourcen- und
Ergebnisverantwortung besteht. In diesem Kontext ist den Erfordernissen der
Wirtschaftlichkeit Rechnung zu tragen.
Weiterentwicklung des Logistischen Systems
(16)
Die Weiterentwicklung des Logistischen Systems ist aktiv mitzugestalten unddie Einsatzlogistik Marine an die neuen Herausforderungen anzupassen.
Gegebenenfalls sind neue Wege, auch im Zusammenwirken mit der gewerblichen
Wirtschaft zu erschließen. Militärische Kernfähigkeiten sind jedoch nicht zur
Disposition zu stellen.
(17)
Die Weiterentwicklung und Einführung der Funktionalitäten aus SASPF sindsowohl im Bereich Logistik als auch darüber hinaus insbesondere für die
schwimmenden Einheiten konsequent voranzutreiben.
ZVM 2025+
(18)
Ausgehend von den ZVM 2025+ sind vor dem Hintergrund der aktuellenRessourcenlage und den Entscheidungen zum BwPlan 2011 grundsätzliche
Optionen zum weiteren Vorgehen zu ermitteln. Hierzu sind die Arbeiten an den
weiteren Prüfungen mit Nachdruck zu verfolgen und ggf. weitere
Untersuchungsfelder zu erschließen.
(19)
Der Erhalt der maritimen Fähigkeiten in den klassischen Warfare Areas spielteine zentrale Rolle für die Deutsche Marine. Deshalb sind alle Projekte, die sich
zurzeit in der Entwicklung, Planung und Realisierung befinden, an dieser Forderung
zu spiegeln.
(20)
Unter Berücksichtigung der Ausgewogenheit der Flotte gilt es, dem erhöhtenAnforderungsprofil an die Spezialkräfte der Marine durch strukturelle Anpassungen
Rechnung zu tragen.
(21)
Für das Militärische Nachrichtenwesen der Marine sind die notwendigen,strukturellen Anpassungen vorzunehmen, um die Fähigkeit zur dezentralen
Lagebearbeitung – insbesondere im Hinblick auf die Unterstützung
streitkräftegemeinsamer Operationen von See aus – aufzubauen.
Basis See und Maritime Sicherheit
(22)
Im Rahmen der DEU-FRA Marinekooperation zeichnet sich eine Teilnahmeeines französischen Schiffs der FOUDRE-Klasse an einer künftigen Übung
NORTHERN COASTS ab. Hierin liegt Potenzial, selbst neue Erkenntnisse im
Einsatz und Betrieb derartiger Schiffe zu gewinnen und anderen Teilstreitkräften die
Möglichkeit zu eröffnen, den Nutzen der See als Basis streitkräftegemeinsamer
Operationen am praktischen Beispiel zu erleben. Es gilt, diesen Aspekt mit Vorrang
zu verfolgen und frühzeitig andere milOrgBereiche einzubinden.
(23)
Für das CD&E-Vorhaben „Führen von See“ gilt es, neben der Vervollständigungdieses Konzepts, vor allem die Einsatzgrundsätze und -verfahren fortzuschreiben
und Erweiterungsmöglichkeiten zu identifizieren.
(24)
Im Bereich des operativen Schutzes maritimer Infrastruktur – dies schließtEinrichtungen der Energieversorgung mit ein – und unserer Einheiten im Hafen, auf
Reede sowie dicht unter der Küste gilt es, Konzepte sowie Einsatzgrundsätze und
-verfahren zu erarbeiten und zu validieren. Dazu sind die Erkenntnisse des CD&EVorhabens
„Schutz von Schiffen“ auch gerade für den Anwendungsfall „Schutz“ in
der Erstbefähigung NetOpFü 2013, gemeinsam mit den Anwendungsfällen
„Streitkräftegemeinsame taktische Feuerunterstützung“ und
„Luftverteidigung/Fliegerabwehr“, zu berücksichtigen.
(25)
Die Arbeiten zu den Konzeptionellen Grundvorstellungen zur MaritimenSicherheit sind in 2010 – auch unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus dem
CD&E-Vorhaben INFORMATION PROTECTOR 07 (IP07) – abzuschließen.
4. Schluss
(26)
Das Denken in der Marine orientiert sich weiterhin in erster Linie an denHerausforderungen der Einsätze. Unsere Organisation mit den Einsatzflottillen und
Einsatzstäben ist konsequent auf die damit verbundenen Aufgaben ausgerichtet
und schon heute „auf Rand genäht“. Die Anforderungen, die an die Streitkräfte
gestellt werden, bleiben unverändert hoch. Die verfügbaren Ressourcen sind auf
absehbare Zeit nicht hinreichend, um unbedingt notwendige Änderungen im
vorgegebenen Zeitrahmen und in der erforderlichen Qualität mit dem Ziel
umzusetzen, auch künftig alle maritimen Fähigkeiten der Bundeswehr
durchhaltefähig bereit stellen zu können. Deshalb müssen wir die zur Verfügung
stehenden Ressourcen künftig noch wirtschaftlicher ausschöpfen. Es sind
Priorisierungen vorzunehmen.
(27)
Wir müssen darüber hinaus für die Zwänge und die Unwägbarkeiten unseresDienstes Verständnis wecken. Die Soldatinnen und Soldaten der Marine erbringen
unter hoher Belastung bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung
jedes Einzelvorhabens auf und über See sowie an Land hervorragende Leistungen,
die es zu honorieren gilt. Wo immer möglich, sind durch die Vorgesetzten
Maßnahmen zu ergreifen, um Entlastungen zu ermöglichen und vor allem der
Vereinbarkeit von Familie und Dienst verstärkt Rechnung zu tragen.
(28)
V e r t e i l e r:(Verteilung bis Bataillonsebene)
Führungsstab der Marine Intranet Fü M
Beauftragter des InspM für das MilNW der Marine elektronisch
(Fü S II 4)
Befehlshaber Flotte Glücksburg 1
Amtschef Marineamt Rostock 1
Führungsakademie der Bundeswehr - 1
Beauftragter des Inspekteurs der Marine an der
FüAkBw Hamburg / Leiter Fachbereich Führungslehre Marine
nachrichtlich:
Einsatzführungskommando der Bundeswehr Potsdam 1
Kommando Operative Führung Eingreifkräfte Ulm 1
Kommando FOSK Potsdam 1
Innenverteiler III
Flottenkdo Glücksburg, Zentralbüro elektronisch
Marineamt Rostock, Chef des Stabes
FüAkBw Hamburg / Fachbereich Führungslehre Marine
Reserve 4
Gesamt 10
Weiterführende Informationen: