www.deutsches-marinearchiv.de Marine seit 1990 Letzte Änderung: 26.10.2010

Transformation 2006

 

Quelle: www.marine.de

 


Die Verteidigungspolitischen Richtlinien und die Transformation der Marine

Die Verteidigungspolitischen Richtlinien (VPR) vom 21. August 2003 sowie die Konzeption der Bundeswehr (KdB) vom 9. Mai 2004 als untergeordnetes Planungsdokument definieren die Neuausrichtung der Bundeswehr und die Anpassung an die zukünftig wahrscheinlichen Aufgaben der Konfliktverhütung, Krisenbewältigung und den Kampf gegen den internationalen Terrorismus.

Für die Anpassung an die sicherheitspolitischen Anforderungen der Gegenwart hat der Transformationsprozess der Bundeswehr Auswirkungen auf das Fähigkeitsprofil, Organisation und Struktur, Personal, Ausbildung sowie Material und Ausrüstung.

 

Fähigkeitsprofil

Durch die notwendige Neuausrichtung der Streitkräfte ist auch ein angepasstes Fähigkeitsprofil erforderlich geworden. Für die Anforderungen an die wahrscheinlichen Aufgaben benötigt die Bundeswehr differenzierte Streitkräfte, die schnell und wirksam streitkräftegemeinsam (joint) und zusammen mit Streitkräften anderer Nationen (combined) eingesetzt werden können.

Für die Marine ist es daher notwendig, die von den VPR festgelegten Fähigkeiten bereitzustellen.
Insbesondere hinsichtlich der streitkräftegemeinsamen Neuausrichtung fordert die KdB die Gliederung in drei Kräftekategorien: Eingreifkräfte, Stabilisierungskräfte und Unterstützungskräfte. Die Bereitstellung und die Weiterentwicklung des maritimen Beitrags zu diesen Kräftekategorien wird das zukünftige Fähigkeitsprofil der Marine bestimmen.

Grundsätzlich gilt es, maritime Fähigkeiten aufzubauen, die es den Streitkräften der Bundesrepublik Deutschland gestatten, die See als stets verfügbares, weltweites Aufmarsch- und Operationsgebiet für die Erfüllung der wahrscheinlichen Aufgaben zu nutzen. Schließlich können Seestreitkräfte weltweit selbständig oder als Plattform für streitkräftegemeinsame Operationen eingesetzt werden, ohne dabei zwingend eskalatorisch zu wirken.

 

Organisation und Struktur

Die Organisationsstrukturen der Marine wurden nach den Vorgaben der KdB gestrafft. Die ehemals fünf Typflottillen wurden in zwei Einsatzflottillen (in Wilhelmshaven und Kiel) zusammengefasst. Aus den Einsatzflottillen werden lageabhängig Einsatzverbände für Eingreif- und Stabilisierungsoperationen zusammengestellt.

Die Flottille der Marineflieger wurde mit der Einnahme der neuen Struktur am 30. Juni 2006 aufgelöst. Die Fähigkeit zur Seekriegführung aus der Luft wurde bereits zum 1. Januar 2005 von der Luftwaffe übernommen. Die verbleibenden zwei Marinefliegergeschwader und die Einsatzflottillen sind nun direkt dem Flottenkommando unterstellt.

Zusätzlich optimiert die Aufstellung von schnell einschiffbaren Einsatzstäben die Führungsfähigkeit der maritimen Kräfte. Im Rahmen der Zweisäulenstruktur der Marine führt das Marineamt die Stützpunktorganisation und die Schulen. Darüber hinaus ist es zuständig für Fachaufgaben, beispielsweise Ausbildung und Weiterentwicklung.

Die Fähigkeit zur Sicherung und zum Objektschutz eigener Kräfte wurde aufgebaut. Durch die strukturelle und organisatorische Neuausrichtung schafft die Marine die Voraussetzungen, um den zukünftigen streitkräftegemeinsamen Anforderungen im Einsatz, Übungs- oder Ausbildungsbetrieb wirkungsvoll begegnen zu können.

Beim Aufbau einer gemeinsamen Einsatzführungsorganisation wird das Flottenkommando als zukünftiges Marinehauptquartier der Europäischen Union (European Maritime Component Command) Fähigkeiten zum Führen maritimer Operationen im europäischen Rahmen übernehmen.

 

Personal

Der laufende Transformationsprozess ist auf allen Ebenen eingeleitet worden und verlangt den Angehörigen der Bundeswehr viel ab. Die optimale Neuausrichtung der Streitkräfte hängt davon ab, ob die Bundeswehr auch in Zukunft über gut ausgebildetes, mitdenkendes und leistungsfähiges Personal verfügen kann. Schließlich bestimmt die Qualität des Personals maßgeblich die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr. Der Transformationsprozess selbst bestimmt wiederum die zukünftige Qualität und Quantität der Bundeswehr.

Die Allgemeine Wehrpflicht bleibt dabei in angepasster Form unabdingbar. Auch zukünftig wird deswegen der Einsatz von Wehrpflichtigen in den Eingreif- und Stabilisierungskräften der Marine möglich sein. Ihr Einsatz erfolgt jedoch nur auf freiwilliger Basis und vorbehaltlich der getroffenen Regelungen von Parlament und Regierung. Deshalb werden Grundwehrdienstleistende in der Marine auch weiterhin dazu beitragen, dass die Einsatzbereitschaft gewährleistet ist.

Der Umfang der Bundeswehr beträgt gemäß des erarbeiteten Personalstrukturmodells 2010 zukünftig rund 252.500 militärisches Personal (einschließlich 195.000 Berufs- und Zeitsoldaten). Hinzu kommen rund 2.500 Stellen für Reservisten und rund 75.000 für ziviles Personal.
Der militärische Personalumfang der Soldaten, die Marineuniform tragen, beträgt zurzeit rund 24.000 Soldaten (davon rund 1.650 Frauen) - 17.000 sind innerhalb der Marine eingesetzt. Zukünftige Änderungen des Personalumfangs sind derzeit nicht bekannt.

 

Ausbildung

Die fähigkeitsorientierte Ausrichtung der Streitkräfte erfordert ein Umdenken im Rahmen der allgemeinmilitärischen und militärfachlichen Ausbildung. Neue Strukturen und Ausbildungsinhalte stellen die zukünftige Grundlage dar, um das Personal der Bundeswehr frühzeitig auf die wahrscheinlichen Anforderungen und die Einsatzrealität vorzubereiten. Deshalb sind Einsatzrealität und Einsatzwahrscheinlichkeit die maßgeblichen Ausbildungsfaktoren.

Dabei gilt es, bereits bei der Schaffung von Voraussetzungen und Grundlagen den streitkräftegemeinsamen Ansatz zu berücksichtigen: Die streitkräftegemeinsame Harmonisierung von Ausbildungsgängen zählt neben der Aufnahme von neuen Ausbildungsinhalten und der Berücksichtigung vom Prinzip der zentralen Durchführung zu wichtigen Ausbildungselementen in der Bundeswehr.

 

Material und Ausrüstung

Der Transformationsprozess der Bundeswehr und die daraus resultierende Weiterentwicklung wirkt sich konsequent auf die Beschaffung zukünftiger Rüstungsgüter aus. Die Modernisierung von Material und Ausrüstung wird deshalb an dem fähigkeitsorientierten, streitkräftegemeinsamen Gesamtansatz und der Einteilung in die zukünftigen Kräftekategorien ausgerichtet.

Mit der Realisierung der geplanten Material- und Ausrüstungsvorhaben wird sich die Marine weiter - gemäß den sicherheitspolitischen Anforderungen und politischen sowie militärischen Vorgaben – entwickeln.

 

Transformation – Ein fortlaufender Prozess

Mit der Umsetzung der geplanten Maßnahmen zur Anpassung leistet die Marine ihren Beitrag zur konzeptionellen Neuausrichtung der Bundeswehr. Abgeschlossen ist die Anpassung an die wahrscheinlichen Aufgaben damit noch nicht. In einem fortlaufenden Transformationsprozess bleibt es auch zukünftig notwendig, dass sich die Bundeswehr - und damit auch die Marine - stets auf ihre Aktualität überprüft und sich in der Folge weiter entsprechend den aktuellen Anforderungen positioniert.

 


Weiterführende Informationen:

www.marine.de

 

 

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