www.deutsches-marinearchiv.de   Letzte Änderung: 21.01.2010

Seekrieg 1939

1. - 10. Oktober

 

Sonntag, 1. Oktober 1939

Das III./IR 374 greift erneut die polnischen Stellungen auf der Halbinsel Hela an. Gleichzeitig feuern die deutschen Minensuchboote M 4, M 111, M 132 und Nettelbeck sowie Heeresbatterien und eine Marine-Eisenbahn-Batterie das Feuer. Um 14 Uhr bittet der Befehlshaber des polnischen Flottenkommandos, KAdm. Unrug, in Hela um Feuereinstellung und bietet Kapitulationsverhandlungen an. Die ca. 4.000 Mann legen die Waffen nieder. Damit ist der letzte Widerstand an der polnischen Küste gebrochen.

Um 14:30 Uhr läuft das Minensuchboot M 85 auf einer von dem polnischen U-Boot Zbik gelegten Mine und sinkt innerhalb von einer Minute. 23 Seeleute gehen mit dem Schiff unter. Der Kommandant und 47 Mann werden gerettet. Es ist der einzige Verlust der Kriegsmarine im Polenfeldzug und gleichzeitig auch der einzige Erfolg der polnischen U-Boote.

Die britische Admiralität gibt den Handelsschiffen die Anweisung, die deutschen U-Boote zu rammen.

U 35 (KLt. Lott) versenkt den belgischen Dampfer Suzon (2.239 BRT).

 

Montag, 2. Oktober 1939

Beginn der schrittweisen Freigabe des warnungslosen Waffeneinsatzes der deutschen U-Boote in den Gewässern um England. Dieses gilt zunächst für abgeblendete und bewaffnete Handelsschiffe. Bisher wurde strikt nach Prisenordnung verfahren, was jedoch eine zusätzliche Gefährdung der U-Boote bedeutet.

 

Dienstag, 3. Oktober 1939

In Panama beschließen die Delegierten von 21 Nationen, eine amerikanische Sicherheitszone zu erklären. Diese soll aus einem 300 - 600 Seemeilen breiten Streifen vor den Küsten bestehen, in dem keine Kriegshandlungen vorgenommen werden dürfen. Die Gewässer sollen für die Kriegsschiffe der kriegführenden Nationen geschlossen werden. Ein neuaufgestelltes Atlantikgeschwader der US Navy soll die Neutralitätszone schützen.

U 35 (KLt. Lott) versenkt den griechischen Dampfer Diamantis (4.990 BRT).

 

Mittwoch, 4. Oktober 1939

Argentinien fordert von Großbritannien die Rückgabe der Falkland-Inseln.

Gegen bewaffnete alliierte Handelsschiffe wird der volle Waffeneinsatz freigegeben.

U 23 (KLt. Otto Kretschmer) versenkt den britischen Dampfer Glen Farg (876 BRT).

 

Donnerstag, 5. Oktober 1939

Erstes Auftreten des deutschen Panzerschiffes Admiral Graf Spee im Südatlantik. Bis zum 12.10. werden vier Handelsschiffe versenkt.

Die Westmächte bilden fünf britische und französische Kampfgruppen, die die Admiral Graf Spee jagen sollen. Einige Geleitzüge werden im Südatlantik sogar in ihre Häfen zurückbeordert.

Das Panzerschiff Deutschland erreicht die Bondary Panamerican Sicherheitszone und versenkt den britischen Dampfer Stonegate (5.044 BRT).

Der britische Dampfer Marwarri (8.063 BRT) sinkt auf einer von U 32 (KLt. Büchel) gelegten Mine.

 

Freitag, 6. Oktober 1939

Die letzten polnischen Feldtruppen (ca. 16.800 Mann) unter GenMaj. Kleeberg kapitulieren bei Kock und Lublin.

In der Ostsee befindet sich noch immer das polnische U-Boot Orzel, das ohne Navigationskarten und mit wenig Munition und Treibstoff nach einem Ziel sucht.

Hitler bietet in einer Reichstagsrede England und Frankreich den Frieden an. Dieses Angebot wird am 10.10. von Frankreich und am 12.10. von England abgelehnt.

Der britische Dampfer Lochgoil (9.462 BRT) sinkt auf einer von U 32 (KLt. Büchel) gelegten Mine.

 

Samstag, 7. Oktober 1939

Erster deutscher Flottenvorstoß mit dem Schlachtschiff Gneisenau, dem Leichten Kreuzer Köln sowie 9 Zerstörern an die norwegische Küste. Ziel der Operation: Die britische Home Fleet soll über U-Boot-Aufstellungen in den Bereich der deutschen Luftwaffe gezogen werden. Die Angriffe des X.Fliegerkorps (GenLt. Geisler) mit 127 He 111 des KG 26 und des LG 1 und 21 Ju 88 der I./KG 30 auf britische Flottenteile bleiben jedoch ergebnislos, da es an einer speziellen Ausbildung zur Bekämpfung von Seezielen mangelt. Rückkehr der Einheiten am 9.10.39 ohne Verluste.

Bis zum 7.10. werden 161.000 britische Soldaten des Expeditionskorps mit 24.000 Fahrzeugen und 140.000 Tonnen Material über den Kanal gebracht. Die Kriegsmarine hat kaum einen Versuch unternommen, diese Operation zu stören.

Der Kommandant der Orzel beschließt, den Durchbruch von der Ostsee bis zur Britischen Insel zu wagen.

 

Sonntag, 8. Oktober 1939

U 12 (KptLt. Dietrich von der Ropp, Typ II B) läuft in der Straße von Dover auf eine Mine und sinkt. Alle 27 Besatzungsmitglieder finden Tod. Die Leiche des Kommandanten wird am 29.10. in der Nähe von Dünkirchen angespült.

U 47 (KptLt. Günther Prien) verläßt Kiel mit dem Ziel Scapa Flow. Dort ist ein Hauptstützpunkt der Royal Navy.

U 26 (KLt. Ewerth) versenkt den niederländischen Dampfer Binnendijk (6.873 BRT).

 

Montag, 9. Oktober 1939

Der deutsche Fahrgastdampfer Cap Norte (13.615 BRT) wird vom britischen Leichten Kreuzer Belfast aufgebracht.

 

Dienstag, 10. Oktober 1939

Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großadmiral Raeder, hält in Berlin Hitler einen Vortrag über die strategische Bedeutung Norwegens für Deutschland. Darüber hinaus werden Möglichkeiten diskutiert, wie man mit der Sowjetunion zusammenarbeiten könne. Der Kauf von U-Booten, die Versorgung deutscher Schiffe in sowjetischen Häfen sowie die Zusammenarbeit auf hoher See sind dabei im Gespräch. Wenn sowjetische Schiffe die deutschen Kreuzer und U-Boote auf hoher See versorgen könnten, würde das die Einsatzdauer erheblich verlängern.

Vom 10. bis zum 19.10. findet die erste U-Boot-Operation mit der "Rudeltaktik" statt. Südwestlich von Irland greifen drei Boote unter der Führung von KKpt. Hartmenn (U 37) den Konvoi HG 3 an, aus dem mehrere Schiffe versenkt werden. Die Führung der Gruppe erweist sich jedoch als schwierig, da sich der Geleitzug sofort zerstreut. Darüber hinaus treten mehrere Torpedoversager auf. Die Zahl von 3 angreifenden U-Booten erweist sich als zu niedrig.

Die Admiral Graf Spee bringt gegen 18 Uhr im Südatlantik den britischen Dampfer Huntsman (8.300 BRT) auf. Dabei werden wichtige Geheimunterlagen sichergestellt, die. u.a. Codes und die Handelsschiffsrouten beinhalten.

 


Weiterführende Literatur:

Fock, Harald: Flottenchronik, Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, 2000

Rohwer, Jürgen / Hümmelchen, Gerhard: Chronik des Seekrieges 1939-1945, Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft, Herrsching

 

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