www.deutsches-marinearchiv.de S E E K R I E G    1939 - 1945  Letzte Änderung: 21.01.2010

Seekrieg 1939

1. - 10. September

 

Freitag, 1. September 1939

04.45 Uhr: Deutsche Truppen überschreiten die polnische Grenze. Das Schulschiff Schleswig-Holstein beschießt die polnische Enklave Westerplatte (vor Danzig).

 

Schulschiff "Schleswig-Holstein" beschießt die Westerplatte

Die deutsche Luftwaffe bombardiert den Kriegshafen von Hela sowie den Stützpunkt der polnischen Seefliegerdivision in Putzig. Der Zerstörer Wicher und der Minenleger Gryf werden schwer beschädigt.

Gegen 14 Uhr erfolgt ein Angriff der 1.Fliegerdivision auf Oxhöft. Dabei werden das Taucher-Werkstattschiff Nurek und das Torpedoboot Mazur versenkt.

An die polnischen U-Boote ergeht der Befehl, den Plan "Worek" (dt. Sack) auszuführen und getaucht die zuvor festgelegten Einsatzräume anzusteuern. Es sollen vermutete deutsche Landeoperationen auf Hela und in der Danziger Bucht gestört werden. Orzel und Wik operieren in der Danziger Bucht, während Sep, Rys und Zbik vor der Küste von Hela lauern.

 

Samstag, 2. September 1939

Der Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte (B.d.A.) und U 31, U 32, sowie U 35 werden in die Nordsee verlegt.

Der Führer der Torpedoboote (F.d.T.) stößt mit seinen Zerstörern gegen Hela vor. Es gibt ein Artillerieduell mit einer polnischen 15-cm-Batterie sowie den zu schwimmenden Batterien umfunktionierten Schiffen Wicher und Gryf.

Die polnischen U-Boote Rys und Wilk werden beschädigt.

Das Schnellboot S 23 (OLt.z.S. Georg Christiansen) versenkt in der Danziger Bucht ein polnisches Schiff.

Vermittlungsversuch Mussolinis zwischen Deutschland und Großbritannien/Frankreich.

 

Sonntag, 3. September 1939

England und Frankreich erklären Deutschland den Krieg. Um 13.30 Uhr befiehlt das deutsche Oberkommando die sofortige Eröffnung der Feindseligkeiten.

Australien, Indien und Neuseeland erklären Deutschland ebenfalls den Krieg.

Deutsche Seestreitkräfte beginnen mit der Auslegung der "Westwall-Minensperren" in der Nordsee. Deutsche U-Boote beginnen, vor der britischen Ostküste Magnetminen zu werfen. Der Handelskrieg beginnt nach Prisenordnung. Hierfür stehen im Nordatlantik 17 U-Boote zur Verfügung.

Deutsche Zerstörer greifen erneut Hela an, werden aber durch die 15-cm-Batterie "H.Laskowski" abgewehrt. Ein Zerstörer wird dabei manövrierunfähig geschossen und muß abgeschleppt werden.

Die deutsche Luftwaffe versenkt mehrere polnische Kriegsschiffe: Die 4./Trägergruppe 186 den Zerstörer Wicher, die 3./Küstenfliegergruppe 706 den Minenleger Gryf in Hela. Die 3./Küstenfliegergruppe 506 das Kanonenboot General Haller sowie weitere kleinere Schiffe. Da mit der Wicher und der Gryf die beiden gefährlichsten polnischen Einheiten versenkt sind, können die deutschen Minensucher nun fast ungehindert in der Deutschen Bucht die polnischen Minen räumen.

Das dt. Handelsschiff Hannah Böge (Joh.M.K. Blumenthal, 2.337 BRT) wird südlich von Island durch brit. Seestreitkräfte aufgebracht. Der Johannes Molkenbuhr (Hugo-Stinnes-Linien, 5.294 BRT) gelingt vor den Orkneys noch die Selbstversenkung, bevor die Briten das Schiff in ihre Hand bekommen können.

U 30 versenkt in der Nacht den britischen Passagierdampfer Athenia (13.581 BRT) auf 56°44' N / 14°05' W. Der Kommandant, OLt.z.S. Fritz-Julius Lemp, hatte das Schiff, das abgeblendet im Zickzack-Kurs fuhr, für einen Hilfskreuzer gehalten. Daraufhin werden einschränkende Befehle für die Handelskriegsführung erlassen.

 

Montag, 4. September 1939

29 britische Bomber greifen deutsche Kriegsschiffe vor Brunsbüttel an. Auf der Admiral Scheer und Emden entstehen nur geringe Schäden, während sieben RAF-Bomber abgeschossen werden. Das britische Bomberkommando sieht daraufhin in nächster Zeit von weiteren Angriffen in dieser Form ab.

Schleswig-Holstein, T 196 und Von der Gröben beschießen die Westerplatte, um den deutschen Vorstoß an Land zu unterstützen.

Der F.d.T. geht wegen der Kriegserklärungen von England und Frankreich mit seinen Schiffen in die Nordsee.

Die polnischen U-Boote Wilk, Rys und Zbik legen bis zum 6.9. drei Minensperren mit insgesamt 50 Minen (ostw. von Hela und nordostw. von Heisternest). Während die ersten beiden Sperren geräumt werden können, läuft am 1.10. das deutsche Minensuchboot M 85 auf eine der Mine und sinkt.

Das deutsche Handelsschiff Carl Fritzen (Reederei Johannes Fritzen, 6.582 BRT) wird südostwärts von Island durch britische Kreuzer versenkt.

Das Schnellboot S 4 muß nach schweren Seeschäden außer Dienst gestellt werden.

 

Dienstag, 5. September 1939

Neutralitätserklärung der USA.

Der deutsche Dampfer Inn (2.867 BRT) vom Norddeutschen Lloyd muß sich bei den Kanarischen Inseln selber versenken, um der Aufbringung durch britische Kriegsschiffe zuvor zu kommen.

U 48 (KptLt. Herbert Schultze) sichtet in schwerer See ein Handelsschiff, das weder eine Nationalflagge führt noch sonst seine Nationalität erkennen läßt. Der U-Boot-Kommandant fordert den Frachter durch Warnschüsse vor den Bug auf, zu stoppen. Der Dampfer dreht aber scharf ab, hißt die britische Flagge und beginnt die Position und den Vorfall zu funken. Daraufhin versenkt U 48 die Royal Sceptre (4.853 BRT) mit einem Torpedo. Es ist das erste von 2.472 Handelsschiffen, das den deutschen U-Booten zum Opfer fällt. Kurz nach dem Kampf erscheint die britische Browning, die sofort die Rettungsboote aussetzt, um Besatzung und Passagiere in Sicherheit zu bringen. Da aber laut Prisenordnung Rettungsboote für die Schiffbrüchigen keine genügende Sicherheit bieten, verzichtete Schultze auf die Versenkung der Browning und schickte die Menschen zurück auf ihr Schiff.
Dieser Vorgang zeigt, wie schwierig und gefährlich es ist, als U-Boot-Kommandant nach Prisenordnung vorzugehen. Am 6.9. wird U 38 sogar von einem Handelsschiff beschossen.

 

Mittwoch, 6. September 1939

Die Südafrikanische Union erklärt Deutschland den Krieg.

Britische Blockadeerklärung gegen Deutschland.

Deutschlands größtes Passagierschiff, die Bremen (51.731 BRT) , erreicht Murmansk. Kommodore Adolf Ahrens hatte sein Schiff entlang der gefährlichen Treibeisfelder durch die Dänemark-Straße gesteuert, wo ihn die Briten nicht vermuteten. Die Strecke New York - Murmansk hatte die Bremen in 6 Tagen, 13 Stunden und 36 Minuten zurückgelegt und dabei die halbe Home Fleet umgangen. Am 13.12. läuft sie in Bremerhaven ein.

 

Donnerstag, 7. September 1939

Die ersten Geleitzüge verlassen britische Häfen.

Hitler verbietet, französische Schiffe anzugreifen, da er auf ein Einlenken Frankreichs hofft. Am 24.9. wird dieser Befehl wieder aufgehoben.

Der Kampf um die Westerplatte ist beendet. Um 10.15 Uhr kapitulieren die polnischen Verteidiger. Der Chef der polnischen Seekriegsleitung, KAdm. Swirksi, befiehlt seinen U-Booten, sich nach England durchzuschlagen. Dieses gelingt jedoch nur Orzel und Wilk. Die übrigen Boote lassen sich in Schweden internieren.

Die deutschen Front-U-Boote werden aus der Ostsee abgezogen.

Die Schleswig-Holstein beschießt bis zum 13.9. polnische Stellungen und Batterien bei Hochredlau auf Hela.

Die polnischen U-Boote operieren erfolglos zwischen Bornholm und der Danziger Bucht. In der Nacht zum 8.9. legt Zbik 20 Minen und läuft anschließend in ein neues Operationsgebiet. U 22 (KLt. Winter) greift Zbik mit einem Torpedo an, der jedoch versagt und zu früh detoniert.

 

Freitag, 8. September 1939

Keine besonderen Ereignisse.

 

Samstag, 9. September 1939

Der erste Konvoi mit britischen Truppen verläßt Southampton in Richtung Cherbourg.

 

Sonntag, 10. September 1939

Kanada erklärt Deutschland den Krieg.

Das britische U-Boot Triton sichtet auf einer Patrouillenfahrt ein anderes U-Boot und greift es an. Nach einem Torpedotreffer und einem Rammstoß sinkt dieses Boot. Es handelt sich dabei aber um die britische Oxley, die ebenfalls die vorgeschriebene Position nicht eingehalten hatte. Daraufhin wird die Distanz zwischen zwei Patrouillen-U-Booten von 12 auf 16 Seemeilen erhöht.

Der deutsche Dampfer Trifels (DDG Hansa, 6.198 BRT) wird von einem französischen Kriegsschiff gekapert.

Zwischen dem 1. und 10. September gehen durch deutsche U-Boote insgesamt 13 Handelsschiffe mit 76.031 BRT verloren.

 


Weiterführende Literatur:

Fock, Harald: Flottenchronik, Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, 2000

Rohwer, Jürgen / Hümmelchen, Gerhard: Chronik des Seekrieges 1939-1945, Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft, Herrsching

 

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